Positionspapier Nr. 3 – Automatisiertes Fahren
DGVP_Positionspapier 03-2016_Automatisches Fahren
Autonomes Fahren als wünschenswerte Zukunftsvision?
Wenn es nach Medien und Automobilindustrie geht, dann ist die Zukunft der Mobilität klar: Bald werden wir alle zeitunglesend oder mit dem Tablet hantierend hinter oder neben dem Joystick sitzen und uns von hoch- oder gar vollautomatisierten Fahrzeugen in die Arbeit, zur Freizeitbeschäftigung oder in den Urlaub fahren lassen. Die vorgestellte Übernahme menschlicher Aufgaben hin zu einem technischen System wird mitunter geradezu euphorisch begrüßt und gilt als selbstverständlich umzusetzende Aufgabe, da damit – so die gängige Vorstellung – der störende menschliche Faktor ausgeschaltet würde und endlich Unfallfreiheit erreicht wäre. Doch die Hochautomation der Verkehrswelt ist nicht primär Sicherheitstechnologie, sondern legitimiert sich aus wirtschaftlichen und industriepolitischen Zielsetzungen. Grenzen und Risiken, die mit der Einführung solcher Systeme verbunden sind, werden eher selten thematisiert, der „Faktor Mensch“ scheint keine Rolle zu spielen. Völlig außer Acht bleibt auch die Akzeptanz durch die Fahrer: Wer will überhaupt autonom gefahren werden? Bis dato liegen jedenfalls klare Hinweise darauf vor, dass kaum ein Fahrer von dieser Zukunftsvision begeistert ist.
Die Anforderungen an den Menschen in der Interaktion mit hochautomatisierten Systemen sowie seine Erwartungen an solche Systeme müssen differenziert betrachtet werden, denn dem menschlichen Faktor und damit der Verkehrspsychologie wird für das Funktionieren des Verkehrs dabei eine Schlüsselrolle zukommen.